Wiener Camerawerkstätten: Picoflex & WICA

  • von Peter Coeln
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In diesem Blog möchte ich wieder über einen sehr speziellen und interessanten österreichischen Kamerahersteller erzählen.

Wiener Werkstätten Picoflex - Coeln Cameras Blog

Die Wiener Camerawerkstätten war ein sehr kleiner Betrieb gegründet von Raimund Gerstendörfer 1921 als Mechaniker Gewerbe. Nach einem Patent vom Oktober 1931 begann man in Handarbeit eine zweiäugige Spiegelreflex Kamera herzustellen mit dem Namen "Picoflex".

Wiener Werkstätten Picoflex - Coeln Cameras Blog

Sie verwendete 127 Film für 3x4cm Aufnahmen. Es sind nur etwa 5 Stück dieser liebevoll handgefertigten Kamera bekannt. Sie können sich in verschiedensten Details und Objektiven unterscheiden.

Folgende Kameras sind uns bekannt:

– Nr. ? mit Schneider Xenar 2,9/5cm

– Nr. 113 mit Rodenstock Triar 2,9/5cm

– Nr. 114 mit Steinheil Cassar 2,9/5cm

– Nr. 150 mit Steinheil Cassar 2,9/5cm (zu sehen in der Kamerasammlung des Fotomuseums WestLicht) ist möglicherweise die letzte der von Gerstendörfer gebauten Kameras, was bedeuten würde, dass nur 50 Kameras fertiggestellt wurden.

Picoflex – Wiener Camerawerkstätte – Coeln Vintage Cameras Blog

Gerstendörfer führte hauptsächlich Reparaturen durch und produzierte diverse Einzelanfertigungen und Vergrößerungsgeräte, aber es sollte 16 Jahre dauern, bis eine neue Kamera auf den Markt kam.

Die WICA (Wiener Camera) wurde als die österreichische Kleinbildkamera bei der Wiener Herbstmesse 1948 vorgestellt.

WICA – Wiener Camerawerkstätten – Coeln Vintage Cameras Blog 

So konnte man im ersten Verkaufsprospekt lesen:

‚Unter den größten Schwierigkeiten ist es uns gelungen, eine Kleinbildkamera zu entwickeln, die auch den verwöhntesten Ansprüchen gerecht werden wird. Langjährige Erfahrung im Reparaturwesen von Cameras aller Art wurden bestmöglich ausgenützt und bei der Konstruktion verwendet‘

Die Kamera war eine Leica-ähnliche Sucherkamera mit Wechseloptik, gekuppeltem Entfernungsmesser, Schlitzverschluss bis 1/1000 sec, blitzsynchronisiert. Es wurden 2 Modelle hergestellt, die erste sogenannte ‚Short Top‘ Version hatte eine kleinere Deckkappe mit freiliegendem Rückspulknopf, bei dem ‚Long Top‘ Modell um 1950 war der Rückspulknopf in das Gehäuse des Meßsuchers integriert. Beide Kameratypen sind sehr selten, die erste Ausführung ist von Seriennummern 8–152 bekannt, das bedeutet das etwa 150 Kameras hergestellt wurden.

Wica – Wiener Camerawerstätten – Coeln Vintage Cameras blog

Vom zweiten Modell wurden meines Erachtens wesentlich weniger Kameras gebaut, die mir bekannten liegen im Nummernkreis von 1000¬–1051. Interessant ist auch, dass es zwei Kameras, beide original, mit der Nummer 1007 gibt und eine Short-Top Kamera mit der Nummer einer Long-Top (1011) existiert.

Wie die Vorkriegs-Picoflex waren auch die WICA Kameras handgefertigt und fast alle unterscheiden sich in verschiedensten Details und Objektiven.

 

WICA – Wiener Camerawerstätten – Coeln Vintage Cameras

 

So gab es Kameras mit Angenieux 1,8/50mm und 2,9/50mm, Berthiot Flor 2,9/50mm, Heligon 2/50mm, Culminar 2,8/50mm, Tessar 2,8/50mm, Berthiot FLOR 1,5/5cm – beim zweiten Modell auch mit Xenar, Xenon, Radionar, Cassar, Sonnar 2/5cm und einer russischen Sonnar 2/5cm Kopie.

Die Preise waren zwischen 1400 bis 2400 (für die Ausführung mit Angenieux 1,8) Schilling durchaus auf einem hohen Niveau.   

Obwohl die WICA für Wechselobjektive ausgelegt war, sind nur ganz wenige bekannt. Wir wissen von einem ‚Tele-Tessar‘ 3.5/10,5cm und einem Spezial Makro-Teleobjektiv 6,3/135mm (der Objektivkopf konnte für Makro Aufnahmen verkehrt montiert werden). Die Linsen beider Objektive stammen von der Wiener Firma Kahles. Ferner ist noch ein Kahles Wien DIAKAL 3,5/10cm und ein Optimar von Optimus, Salzburg 3,5/10cm für die WICA bekannt.

Ob der Universalsucher Optimar oder Optimus auch für die WICA gebaut wurde, ist nicht bekannt.

WICA III – Wiener Werkstätten – Coeln Vintage Cameras Blog 

An Zubehör gab es noch Zwischenringe, Stereoschienen und Blitzgeräte. Weiters wurden bis Ende der 50er Jahre Projektoren (WICA I, II, III), Epidiaskope, den Vergrößerungsapparat Gigant in 5 Größen von Kleinbild bis 10x15cm und andere optische Geräte gebaut.

Für Leica und Contax gab es Spiegelvorsätze.

Ich freue mich Ihnen bald weitere spannende österreichische Kameras vorstellen zu können und bedanke mich bei Dr.Milos Mladek, Gernot Vollath und Peter Jonas für ihre Recherchen über die Geschichte der österreichischen Kameraindustrie.

Ihr Peter Coeln

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9 Comments

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  • Fascinating, one wonders how they were taken to market in such low volumes… was each one built to order or was there an intention to begin construction on a higher volume basis? How did Gerstendörfer make a profit… was it from the Camera repair business or did he make money on this side. So many questions we could ask, and then each camera also has an individual story to tell, the hard working pro camera or the family photographs on a grand tour of Europe… or to Africa on safari… or the Orient… or, or. This is the fascination of photography and the tools of the art.

    Paul Bromelow on

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